Ein Gotteshaus im eigenen Garten
In einer Zeit, wo Mitgliederschwund und Kirchenaustritte das Geschehen beherrschen, ist das Bekenntnis zum christlichen Glauben eine wohltuende Gegenströmung. Die Gründe, warum ein Privatmensch Geld in die Hand nimmt, um ein eigenes Gotteshaus zu bauen, sind vielfältig: Dankbarkeit für privaten oder beruflichen Erfolg, Frömmigkeit, Genesung von Krankheit oder einschneidende persönliche Erlebnisse positiver wie negativer Art. Stephan Hutter aus Ottenzell erfüllte er sich einen lang gehegten Herzenswunsch und errichtete eine Privatkapelle auf seinem Anwesen. Vergangenen Samstag segnete Pfarrer Johann Wutz das kleine schmucke Gotteshaus im Beisein von rund 50 Gästen aus Familie und Freundeskreis.
Eine Grotte war der ursprüngliche Wunsch von Manuela Hutter. „Nein“, so ihr Mann Stephan, „wenn schon, dann soll es eine Kapelle werden.“ Gesagt, getan legte er los und in vielen Arbeitsstunden entstand in Eigenleistung und schlichter, doch qualitativer Handwerkskunst das 2x2 Meter große Kapellchen. Dabei kam ihm natürlich sein breit gefächertes handwerkliches Geschick zugute. Als Grundlage diente eine bereits vorhandene Steinmauer. Alle Holz- und Maurerarbeiten erledigte Stephan Hutter selbst. „Nur die Tür und die Bilderrahmen hat mein Schwager Werner Weber gemacht“, verriet er. Besonders „gefuxt“ habe ihn das schräg nach oben stehende Holzdach in massiver Balkenbauweise, ähnlich der Dachkonstruktion der Haibühler Pfarrkirche. Sogar das rostfarbene Kreuz mit bunter Glasmitte am Dachfirst entstand unter seinen kundigen Händen.
Die Standfigur einer Madonna mit Kind, den Drachen zu ihren Füßen bekämpfend, blickt mild hernieder. Die passenden bleiverglasten Fenster, die die beiden Heiligen Florian und Martin darstellen, fand er zufällig auf einer Internet-Plattform. Sie stammen aus Neureichenau. Das Kreuz nebst zwei geschnitzten Engeln im Innenraum ist eine Schenkung von seinem Nachbarn Klaus Achatz. Auf dem Tanzboden des ehemaligen Wirtshauses war das Glaubenszeichen über dem Brauttisch angebracht. Immer wieder erhielt Hutter neugierige Nachfragen, was denn der Anlass für das kleine Gotteshaus sei. Vor allem soll das Kapellchen als Erinnerung an die Verstorbenen der Familie dienen, meinte er mit verschmitztem Lächeln, aber doch mit ernstem Hintergrund. „Ich bin gesund, meine Familie ist gesund. Das ist doch schön. Da darf man schon einmal „Danke“ sagen“, meinte er.
Die Kapelle ist ein echter Blickfang und dient als Ort der Stille und Raum für private Bitt- und Dankgebete. „Man kommt aus dem Staunen nicht heraus. Die Kapelle ist mit viel Herzblut und Überlegung gemacht worden“, so Pfarrer Wutz in seiner Ansprache. Bilder der verstorbenen Eltern, das Ewige Licht, die Glasfenster und Bilder der Namenspatrone der Familie zieren den begehbareren Andachts-, Gedenk- und Gebetsort, der die schöne alte Tradition der Hauskapellen, wie es sie früher auf den Bauernhöfen gegeben hat, weiter. „Da kommt man ins Nachdenken und Beten.“ Weiter betonte der Geistliche die Bedeutung des Kreuzes am Dachfirst und des Kruzifixes im Inneren der Kapelle. Mit einer kleinen Segensandacht übergab er das Kapellchen seiner Bestimmung, indem er es mit Weihwasser besprengte und die angebrachten Bilder segnete. Die anwesenden Gäste wurden von der Familie Hutter bestens bewirtet. (Bericht und Bilder: Pfeffer)
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Kapelle Hutter (SA, 14. September 2024)
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